Voller Dankbarkeit an euch hier eure Statements zur Schließung von BEL:
anonym, 24. April 2025
Liebes Team vom BEL,
ich schreibe euch nicht als Betroffene, sondern als beste Freundin meiner Freundin, die seit vielen Jahren mit verschiedenen Essstörungen kämpft.
Seit ich sie kenne, begleitet sie diese Krankheit – mal lauter, mal leiser. Und auch wenn sie selten direkt darüber spricht, merke ich genau, wann es ihr schwerfällt zu sprechen, sich zu melden und irgendwie halbwegs durch den Tag zu kommen. Ich bin oft da. Ich höre zu. Ich halte mit aus und frage nach, aber ich weiß auch, dass es Dinge gibt, die bespricht sie nicht mit mir. Und das ist okay. Was ich weiß, ist, dass das BEL für sie ein unglaublich wichtiger Ort ist. Einer, auf den sie sich freut. Manchmal zählt sie sogar die Tage, bis sie wieder hinkann. Sie hat mir mal in einem Telefonat gesagt, dass das BEL sie gerettet hat. Und als sie mir erzählt hat, dass es auf der Kippe steht, hat sie am Ende unseres Telefonats leise weinend gesagt: „Weißt du ? Ich hab einfach eine schei* Angst, dass das BEL wegbricht.“
Für mich war das ein Moment, der mich sehr berührt hat – weil ich gemerkt habe, wie viel dieser Ort für sie bedeutet und dass sie hier Menschen gefunden hat, die SIE sehen. Wisst ihr? Als Angehörige ist das einfach nur schwer. Man steht daneben. Man sieht zu. Man merkt, dass es ihr nicht gut geht – aber man weiß nicht, wie man helfen kann. Man hat Angst, etwas Falsches zu sagen. Man fragt sich, ob Schweigen gerade besser ist als Nachfragen. Man will da sein – mit ganzem Herzen – und merkt doch: manchmal reicht das einfach nicht.Das macht so unendlich hilflos. Weil man liebt. Und gleichzeitig oft nicht weiß, wie diese Liebe ankommt – und es manchmal wirkt, als prallt das alles einfach ab. Für uns ist das BEL nicht „nur“ eine Anlaufstelle für unsere Liebsten. Es ist auch ein Ort, der uns entlastet. Der uns zeigt: Wir müssen das nicht allein tragen. Da sind Menschen, die wissen, was in bestimmten Momenten das Richtige ist. Die auffangen. Die für eine Stunde Verantwortung mitübernehmen. Und das gibt Kraft – auch uns. Es gibt auch diese anderen Momente. Die, in denen meine beste Freundin von einem BEL-Termin zurückkam – und irgendwie leichter wirkte. Klarer. Stärker. Optimistischer! In denen sie mir erzählt hat, was sie für sich erkannt hat. Wie sie Dinge ausprobiert. Wie sich ihr Blick auf sich selbst verändert. Es gab Phasen, da wurden die dunklen Zeiten kürzer. Da war mehr Lächeln, mehr Selbstfürsorge. Und das war so schön zu sehen. Weil man dann spürt: Da bewegt sich was! Da kommt wieder Hoffnung rein.Und genau deshalb möchte ich sagen:
Das BEL darf nicht verschwinden. Ein Ort, der nicht nur für Betroffene wichtig ist – sondern auch für uns Angehörige. Für uns, die oft nur danebenstehen und nicht wissen, wo die Hintertüren sind. Die nicht greifen können, warum Dinge gesagt oder getan werden, die so fern wirken vom Menschen, den wir lieben. Die nicht wissen, was vielleicht als Nächstes in den Nacken packt. Wir versuchen, zu trennen – zwischen der Krankheit und der Person. Aber das gelingt nicht immer. Manchmal sind wir einfach nur müde. Oder wütend. Weil wir nicht durchdringen. Weil wir nicht verstehen. Weil wir auch nur Menschen sind. Das BEL ist für uns ein Stück Hoffnung. Dass sie dort verstanden wird, wenn wir es gerade nicht schaffen. Dass da jemand ist, der nicht alles erklären muss, aber alles fühlt. Wenn ihr das hier lest – als Team vom BEL oder als jemand, der selbst kämpft: Bitte gebt nicht auf.
anonym,13. April 2025
Das BEL hat mir zwei Mal in meinem Leben sehr geholfen. Einmal, als ich gerade aus der Klinik entlassen wurde und damit haderte, wieder meine eigenen Entscheidungen treffen zu können, aber dennoch auch weiter an das Krankenhaus, mit all seinen Vorschriften und Regelungen, gebunden zu sein. Gemeinsam mit der Praxis habe ich einen guten Weg gefunden, damit umzugehen. Unabhängig von dem Einfluss der Klinik konnte ich mir auch dort Ziele setzen und so Dinge erreichen, die mir sonst nicht möglich gewesen wären. Dafür bin ich dem BEL bis heute sehr dankbar.Als ich das zweite Mal zum BEL gekommen bin, ging es mir deutlich schlechter. Dieses Mal ging es nicht um Unsicherheit, sondern um Gefangenheit. Ich wurde wieder einmal von meiner Krankheit eingeholt. Nur durch ein Gespräch mit dem BEL schaffte ich es vorerst, nicht wieder in ein Krankenhaus zu müssen, sondern, was mir sehr viel besser tat, in ambulante Behandlung gehen zu können.Das BEL ist unglaublich wichtig für viele Menschen. Für mich war es – auch wenn ich dort nie lange war – immer ein Ort, der mich aufgefangen hat. Dafür möchte ich dem gesamten Team vom BEL danken.
Phine, 23. Februar 2025
anonym, 22. Februar 2025
Ich befinde mich nun seit 7 Wochen in stationärer Behandlung in der Klinik. Die Zeit verging so schnell. Es ist alles ganz anders, als ich erwartet habe – besser. Meine Ängste, die ich vor der Klinik hatte, sind nicht wahr geworden. Ich vertraue dem Therapeuten- und Pflegeteam, alle sind sehr nett und erwecken den Eindruck, dass sie wissen, was sie tun. Die Einzel- und Gruppentherapie hilft mir, meine Verhaltensmuster zu erkennen und mich mit ihnen auseinanderzusetzen. Mir geht es gut, und ich bin so froh, diese Erfahrung machen zu dürfen, und sehr dankbar, dass Sie mir dabei geholfen haben. Ich verstehe meine Depressionen und meine Essstörung jetzt schon viel besser und erkenne, warum und wann sie sich zeigt und wie sie sich äußert. Viele meiner Mitpatientinnen haben ähnliche Probleme wie ich, und es tut gut, sich miteinander auszutauschen. Mit einigen habe ich mich angefreundet, und wir wollen uns nach der Klinik in regelmäßigen Abständen treffen, um uns gegenseitig zu unterstützen. Es ist nicht alles wunderbar, aber ich mag mich ein bisschen mehr und kann besser für mich einstehen und sorgen. Ich bin vor allem dankbar, dass Sie mich auf die Zeit hier vorbereitet haben. Die Therapie ist sehr intensiv, aber ich habe nicht das Gefühl, bei Null anfangen zu müssen – dank Ihnen. Vor etwas mehr als einem Jahr hätte ich nicht gedacht, dass ich in eine Klinik gehen kann. Jetzt bin ich sehr froh, dass ich mich dazu entschieden habe.
Danke, dass ich zu Ihnen kommen durfte – die Termine waren immer ein Lichtblick für mich. Ich habe nach jedem Termin gemerkt, wie immer mehr Bewegung in meine festgefahrenen, traurigen Gedanken gekommen ist. Dank Ihnen hatte ich das erste Mal die Hoffnung, dass es möglich ist, meine Vergangenheit hinter mir zu lassen und ohne ihre Spuren und Schatten glücklich zu leben. Es ist unglaublich schade, dass das BEL schließen muss. Sie hätten noch vielen weiteren Menschen so helfen können, wie Sie mir geholfen haben. Ich bin voller Dankbarkeit und wünsche Ihnen alles Gute.
anonym, 7. Februar 2025
Gigi, 5. Februar 2025

Dann kam das BEL.

Im BEL habe ich gelernt, was es bedeutet, wirklich ich selbst zu sein. Als ich mich dort als trans geoutet habe, wurde ich nicht infrage gestellt, nicht klein gemacht. Stattdessen wurde mir gesagt: "Du darfst wütend sein. Du darfst fordern, wer du bist. Niemand hat das Recht, dir das abzusprechen." Diese Worte haben mich befreit. Sie haben mir den Mut gegeben, mich öffentlich zu outen und den Kampf für meine Transition zu beginnen.

Dieses Bild zeigt mich – nackt, von hinten, den Mittelfinger nach hinten gestreckt. Es ist ein Statement. Ein "Nein" zu allen, die mir sagen wollten, wer ich sein soll. Ein "Nein" zu den Erwartungen, den Normen, den Zweifeln.
Im BEL habe ich gelernt, wie wichtig Abgrenzung ist. Dass ich nicht alles hinnehmen muss, was mir auferlegt wird. Dass ich Nein sagen darf – zu toxischen Beziehungen, zu falschen Idealen, zu allem, was mich klein halten will. Diese Lektion hat mich stark gemacht. Sie hat mir geholfen, meinen Weg zu gehen, auch wenn er steinig war.

Hier sitze ich. Gelassen. Arrogant. Die Gerte in der Hand, als wäre sie ein Zepter. Ich blicke aus dem Fenster, als wäre die Welt mein Königreich. Dieses Bild zeigt, wie weit ich gekommen bin. Ich bin nicht mehr die Person, die sich versteckt, die sich schämt. Ich bin stolz. Ich bin ich.
Das BEL hat mir geholfen, dieses Selbstbewusstsein zu finden. Durch Gespräche, durch tanztherapeutische Seminare, durch die Gemeinschaft. Ich habe gelernt, dass ich nicht allein bin. Dass ich Unterstützung verdiene. Dass ich stark bin.

Und hier bin ich jetzt. Entspannt. Mit Katzenöhrchen auf dem Kopf und einer Wärmflasche vor mir. Selbstfürsorge ist kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit. Das habe ich im BEL gelernt. Dass ich auf mich achten muss. Dass ich mir selbst Freundin sein darf.
Ohne das BEL hätte ich diese Lektionen nie gelernt. Ohne das BEL hätte ich nie den Mut gefunden, mich zu outen, meine Transition zu beginnen, meinen Körper zu lieben. Ohne das BEL wäre ich vielleicht noch immer gefangen in dem Leben, das nicht meins war.
Warum das BEL bleiben muss
Das BEL ist mehr als eine Beratungsstelle. Es ist ein Ort der Hoffnung, der Heilung, der Transformation. Es ist ein Ort, an dem Menschen wie ich lernen, wer sie wirklich sind. Es ist ein Ort, der Leben rettet. Wenn das BEL schließt, verlieren unzählige Menschen diesen sicheren Hafen. Sie verlieren die Chance, sich selbst zu finden, zu heilen, zu wachsen. Das können wir nicht zulassen. Ich bin der Beweis, dass das BEL wirkt. Dass Veränderung möglich ist. Dass Heilung möglich ist. Dass Leben möglich ist. Lasst uns gemeinsam dafür kämpfen, dass das BEL bleibt. Für mich. Für dich. Für alle, die noch kommen werden.
Warum ich mein Gesicht zeige
Ich zeige mein Gesicht, weil ich stolz bin auf den Weg, den ich gegangen bin. Weil ich stolz bin auf die Frau, die ich heute bin. Und weil ich weiß, dass ich das nicht allein geschafft hätte. Das BEL war mein Anker, mein Kompass, mein Safe Space. Ich zeige mein Gesicht, damit andere sehen: Es gibt Hoffnung. Es gibt Hilfe. Es gibt einen Weg. Und ich zeige mein Gesicht, damit das BEL bleibt. Damit auch andere die Chance haben, sich selbst zu finden.